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Laura und Vini verstärken unser Fluglehrer-Team

Vom vorderen auf den hinteren Sitzplatz im Flugzeug zu wechseln: Das kann ein Aufstieg sein. Zwei aus unseren Reihen werden diese Perspektive jetzt öfter erleben, denn der LSV Geratshof hat zwei neue Fluglehrer – und ziemlich junge noch dazu. Laura Drexl (24, gleichzeitig zweite Vorständin; im Bild rechts) und Vinicius Zinkernagel (22, im Bild ganz links – gemeinsam mit ihren Ausbildern) haben Ende April ihre Fluglehrer-Ausbildung abgeschlossen. Wir sprechen über ihren Weg dorthin.

Laura, Vini, herzlichen Glückwunsch euch beiden zur bestandenen Fluglehrer-Prüfung!

Laura, Vini: Herzlichen Dank!

Seid ihr nicht noch ein bisschen jung dafür?

Vini: Ausreichend jung, würde ich sagen. Beim Fluglehrer-Kurs waren viele Leute in unserem Alter dabei, die so etwa am Ende ihres Studiums waren. Wir waren nicht die jüngsten.

Und wie fühlt sich das „Fliegen von hinten“ für euch an – hattet ihr schon Gelegenheit, am Geratshof die ersten Flugschüler zu betreuen?

Laura: Bisher habe ich gut 20 Starts als Fluglehrerin machen können. Ich finde, man kommt relativ schnell rein. Auch wenn’s seltsam klingen mag: Mittlerweile finde ich das Fliegen vom vorderen Sitz aus regelrecht ungewohnt. Das hat man mir vorher gesagt und ich habe es nicht geglaubt, ist aber wirklich so.

Vini: Meine Fluglehrer-Lizenz lag später im Briefkasten als bei Laura und seitdem war das Wetter schlecht, daher habe ich noch kaum Starts als Fluglehrer. Aber in der Ausbildung ging es mir auch so, wie Laura beschrieben hat: Man gewöhnt sich schnell an die neue Perspektive. Klar ist von hinten die Verkehrsbeobachtung schwieriger, aber manche Dinge wie die Flugbewegung des Flugzeugs erkennt man von hinten sogar besser.

Laura: Was mir aber schon aufgefallen ist: Im Lehrgang versuchen die Instruktoren, typische Fehler von Flugschülerinnen und Flugschülern zu simulieren. Aber die echten Fehler sind ein bisschen anders. Man lernt selbst bei jedem Flug dazu. Zum Beispiel, wie man mit den Leuten sprechen muss und wer wie tickt, denn alle machen unterschiedliche Fehler. Aber es motiviert total, wenn man merkt, dass Feedback umgesetzt wird und wenn man die Verbesserungen von Flug zu Flug sieht.

Wie kam’s eigentlich zu eurem Entschluss, Fluglehrer zu werden?

Vini: Mir macht es Spaß, anderen Leuten das Fliegen zu zeigen und Dinge zu erklären. Zu sehen, wie sie besser werden, finde ich sehr motivierend. Dabei lernt man selbst nochmal ganz viel. Ein zweiter Grund ist, dass ich dem Verein auch etwas zurückgeben möchte, denn ich durfte hier eine tolle Ausbildung genießen. Fluglehrer waren immer auch Vorbilder für mich.

Laura: Das geht mir auch so. Viel mit jungen Leuten zu arbeiten und ihnen fliegerisch und charakterlich etwas mitgeben zu können, finde ich toll. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, wollte aber erstmal selbst Erfahrung sammeln und gut genug fliegen. Irgendwann fühlte ich mich an dem Punkt, so weit zu sein und habe auch viel Zuspruch bekommen. Jetzt war die Zeit reif.

Und dann habt ihr beide gemeinsam den Fluglehrer-Kurs gemacht. War das so geplant?

Vini: Unsere fliegerische Laufbahn verlief von Anfang an parallel. Laura und ich haben 2017 am gleichen Tag die Prüfung für den Flugschein gemacht, so ging es schon mal los. Wir fliegen ähnlich viel und hatten zeitgleich den nötigen Erfahrungsstand und die Voraussetzungen erfüllt.

Welche Voraussetzungen sind das denn?

Laura: Man muss mindestens 18 Jahre alt sein und nach Ausstellung der Lizenz für Segelflugzeugführer mindestens 200 Starts und 100 Flugstunden als verantwortlicher Pilot gesammelt haben. Außerdem muss der Ausbildungsleiter des Vereins die Eignung bestätigen.

Vini: Es ist aber auch so, dass diese Punkte nur die Mindestvoraussetzungen sind und noch andere Dinge dazugehören. Die richtige Einstellung und entsprechende fliegerische Fähigkeiten zum Beispiel. Beim Fluglehrer-Lehrgang stellt sich relativ schnell heraus, ob es passt. Zwar haben aus unserem Lehrgang die meisten bestanden, aber eben nicht alle.

War der Lehrgang denn schwierig?

Laura: Wir hatten Ausnahmewochen erwischt – und das meine ich nicht positiv. Das Wetter war schlecht, und daher wurde jedes denkbare Wetterfenster genutzt. An manchen Tagen wurde mehrfach auf- und abgebaut. Obwohl wir nur ein Windenseil hatten, kamen bis zu 100 Starts pro Tag zusammen. Das war sehr anstrengend.

Vini: Das Schwierigste am Lehrgang waren der Druck und die Belastung in so kurzer Zeit. Es herrschte Leistungsdruck, denn man will ja bestehen und ungewollt vergleicht man sich auch. Parallel musste man noch viel Theorie lernen. Hinzu kommt der didaktische Teil: Wie spricht man mit den Flugschülern? Wie bringt man sie dazu, die Initiative zu ergreifen? Es geht ja auch darum, die Lehrerrolle anzunehmen.

Wie lange dauert so ein Lehrgang eigentlich?

Laura: Es gibt einen theoretischen und einen praktischen Teil. Unseren Theorie- und Pädagogik-Kurs hatten wir im Januar, den praktischen im April am Flugplatz Domberg in Rheinland-Pfalz, wobei eben auch dort zusätzlich Theorie auf dem Lehrplan stand.  Jeder musste außerdem eine Lehrprobe zu einem zugelosten Thema halten.

Vini: Die Praxis besteht dann aus 20 Lehrstarts. Bei jedem Start werden andere Aspekte geübt, so dass alle Phasen der Flugausbildung abgedeckt werden. Unsere Ausbilder spielten die Flugschüler und stellten sich unbedarft. Am Ende wurde jeder von uns in vier Prüfungsstarts getestet.

 

Ihr beide verbringt seit vielen Jahren viel Zeit am Flugplatz. Was hält euch bei der Stange – was macht den Reiz des Segelfliegens aus?

Vini: Segelfliegen ist ein Teamsport, der zwar viel Zeit erfordert, aber sehr lohnend ist. Und bei dem man immer Neues entdecken kann, denn es gibt viele Möglichkeiten, um sich weiterzuentwickeln. Seien es Streckenflug, Kunstflug oder eben die Fluglehrer-Ausbildung.

Laura: Es macht einfach Spaß, in der Luft zu sein und die Welt von oben zu sehen. Ich finde es auch schön, das zu zweit erleben zu können. Und nicht nur das Fliegen ist schön, sondern auch das Drumherum, die Gemeinschaft.

Herzlichen Dank euch beiden für das Gespräch!